Chorjugendverbandstag 2022

Nach mehrjähriger Pause fand der Chorjugendverbandstag 2022 wieder in Präsenz statt. In diesem Jahr war der Liederkranz Unterschneidheim Ausrichter und Gastgeber. Neben den weiterhin bestehenden Herausforderungen der Pandemie war das Thema Kindeswohl im Chor Bestandteil der Diskussionen. Große Vorfreude besteht für den Ende Juli geplanten Kinder- und Jugendchortag auf Schloss Kapfenburg.

Bericht: Lena Wendnagel

Am 26. Juni 2022 fand nach mehrjähriger Pause der Chorjugendverbandstag des Eugen-Jaekle-Chorverbands (EJC) wieder in Präsenz statt. Auch wenn die Plattform ZOOM im vergangenen Jahr eine gute Möglichkeit geboten hatte, den Jugendverbandstag pandemie-sicher im digitalen Setting umzusetzen, war die Freude groß, sich endlich wieder persönlich vor Ort zu treffen. In diesem Jahr kamen die Vorstandschaft des EJC und Vertreter der Chöre beim gastgebenden Liederkranz Unterschneidheim zusammen.

So begrüßte das Vorstandsteam um Michaela Ruf, Vorsitzende der Chorjugend im EJC, gemeinsam mit Rainer Grundler und Günter Hopfensitz, beide Vorsitzende des Eugen-Jaekle-Chorverbands, die Vertreter der anwesenden Chöre. Auch wenn die Freude über das persönliche Wiedersehen groß war, so konnte sie nicht über das Unverständnis des Vorstandsteams hinwegtäuschen, dass lediglich fünf der insgesamt 20 eingeladenen Kinder- und Jugendchöre aus dem EJC der Einladung gefolgt waren. Beim virtuellen Chorjugendverbandstag 2021 waren es immerhin noch zehn Vertreter gewesen. Nun sei es Aufgabe, nach den Ursachen für die mangelnde Teilnahme zu suchen, „und Wege zu finden, um die Chöre wieder an einen Tisch zu bringen“, ordnete Ruf nach ihrer Begrüßung ein.

Bild3

Große Freude über das persönliche Wiedersehen beim Chorjugendverbandstag 2022 in Unterschneidheim.

 

Relevanz der Kinder- und Jugendarbeit stärken

Umso beeindruckender stellte sich der Erfolg in der Kinder- und Jugendarbeit des ausrichtenden Vereins dar, von denen Thomas Weik, Vorsitzender des gastgebenden Liederkranzes Unterschneidheim, in seinen Grußworten berichtete. Rainer Grundler, Vorsitzender des EJC, lobte in seiner Begrüßung das Engagement des Liederkranzes und bekräftigte seinen Einsatz: „Die Kinder und Jugend sind wichtiger Bestandteil der Gesangvereine. Sie sind die Zukunft unserer Chöre.“ Auch er betonte die Notwendigkeit von Lösungen, um die Kinder- und Jugendchöre künftig noch besser zu erreichen. Eine Maßnahme, um die Relevanz der Jugendarbeit für die Gesangvereine zu verdeutlichen, kündigte er bereits an: Am Nachmittag solle beim Chorverbandstag des EJC darüber abgestimmt werden, Michaela Ruf in den geschäftsführenden Vorstand des EJC aufzunehmen. „Auch dadurch soll die Chorjugend auf Verbandsseite noch besser positioniert werden“, erläuterte Grundler.

Nachwehen der Pandemie halten an

In ihrem Bericht lies Michaela Ruf das vergangene Jahr für die Chorjugend des EJC Revue passieren. Sie lobte dabei das Engagement der Chöre. Viele hätten mit großer Energie, Entschlossenheit und Kreativität verschiedene Konzepte umgesetzt, um die Kinder zu erreichen und den Chorbetrieb während der Pandemie am Laufen zu halten. Doch die Nachwehen der Pandemie würden den Kinder- und Jugendchören auch künftig große Herausforderungen bescheren. Es gehe jetzt vor allem darum, die Kinder und Jugendlichen wieder in den Chorbetrieb vor Ort zurückzuholen. „Dies gestaltet sich jedoch herausfordernder als zunächst erwartet“, erklärte Ruf. Aus den Rückmeldungen der Chöre ergebe sich das Bild, dass die Rückkehr in die Chorprobe aktuell noch sehr zögerlich stattfinde. Die alte Chorstärke konnte in vielen Gesangvereinen nicht wieder voll hergestellt werden. „Das hat sicherlich auch die Entscheidung beeinflusst, am heutigen Chorjugendverbandstag teilzunehmen“, so Ruf. Auch sie betonte gleichzeitig die Notwendigkeit, sich um die Kinder- und Jugendchöre zu bemühen – nicht nur, um die Zukunft der Gesangvereine zu sichern, sondern auch um das Gemeinschaftsgefühl und die Entwicklung der Kinder zu fördern.

Bild3

Tobias Brenner, Finanzvorsitzender, Michaela Ruf, Chorjugend-Vorsitzende, Rainer Grundler, Verbandsvorsitzender des EJC (v. l.).

 

Förderpauschale des SCV künftig an Teilnahme am Verbandstag gekoppelt

Tobias Brenner, Finanzvorstand im EJC, gab in seinem Bericht Auskunft über die Finanzentwicklungen der EJC-Chorjugend. Bedingt durch die Pandemie habe auch im Jahr 2021 wenig Zahlungsverkehr stattgefunden, da Veranstaltungen ausgefallen sind. Weiterhin wurden die Vereine durch finanzielle Entlastungen unterstützt. So wurde den Vereinen auch 2021 die Pauschale der EJC-Mitteilungsbroschüre erlassen und zusätzliche Pandemie-Subventionen ausgezahlt. Der Schwäbische Chorverband (SCV) steuerte ebenso die Förderung für die Kinder- und Jugendchorarbeit in Höhe von 110 Euro pro Verein bei.

Künftig solle die Auszahlung dieser Förderpauschale des SCV an die Teilnahme der Vereine am Chorjugendtag des Schwäbischen Chorverbands gekoppelt werden. Dieser findet 2022 am 24. und 25. September statt. „Dadurch soll ein Anreiz geschaffen werden, um sowohl am verbandsrechtlichen Teil mitzuwirken als auch wertvollen Input für die eigenen Chöre zu sammeln“, erklärte Brenner. Nehmen Chöre am Verbandstag nicht teil, würde ihr Anteil künftig in einen Fördertopf des SCV fließen, der für verschiedene Projekte genutzt werden kann. Über die genaue Verwendung der Mittel aus den Förderfonds werde dann abgestimmt.

Die angekündigte Vorgehensweise des SCV erfuhr bei den Teilnehmenden große Zustimmung. Auch für den EJC wurde sie als denkbare Möglichkeit diskutiert, um die Vereine zur Teilnahme an Verbandsveranstaltungen zu motivieren. Gleichzeitig, so betonten Vertreter der anwesenden Chöre, sei die mangelnde Teilnahme an Verbandsveranstaltungen weniger der Arbeit der Vorstandschaft zuzuschreiben. Es sei vielmehr ein grundsätzliches gesellschaftliches Problem bei ehrenamtlichen Tätigkeiten.

Kassenprüfung, Entlastungen und Wahlen

Stellvertretend für Tanja Köppel, bestätigte Harald Neukamm im Bericht der Kassenprüfung die tadellose Kassenführung von Tobias Brenner und seiner Stellvertreterin Sabrina Rader.

Die Entlastungen der Vorstandschaft übernahm Thomas Weik, Vorsitzender des Liederkranzes Unterschneidheim. Auch hier zeigte sich Einigkeit bei den anwesenden Chören: Der EJC-Vorstand durfte sich über eine einstimmige Entlastung freuen.

Bei den anschließenden Wahlen stand die Besetzung von drei Ämtern aus: Neben dem stellvertretenden Vorsitz der Chorjugend sollten auch zwei Beisitzer gewählt werden. Zumindest für ein Amt konnte eine Anwärterin gefunden werden: Ann-Katrin Kuhn vom Liederkranz Pfahlheim stellte sich als Beisitzerin zur Wahl. Mit einem einstimmigen Wahlergebnis und großer Dankbarkeit wurde ihr ihr neues Amt übergeben.

Große Vorfreude auf Kinder- und Jugendchortag auf Schloss Kapfenburg

Kaspar Grimminger, Fachberater der Carusos-Initiative, nutzte anschließend die Gelegenheit, über die Vorbereitungen des am 30. Juli geplanten Kinder- und Jugendchortags zu berichten. Unter dem Motto „Ein Lied woll´n wir singen – von der Kapfenburg in die Welt“ werden dort insgesamt sieben Kinder- und Jugendchöre sowie elf Gruppen zertifizierter Carusos-Kindergärten auftreten. Die Vorbereitungen seien so gut wie abgeschlossen. Auch die Werbetrommel werde in Süddeutschland schon kräftig gerührt. „Jetzt muss das Publikum nur noch kommen“, freute sich Grimminger.

Bild3

Chorjugend-Vorsitzende Michaela Ruf gab einen Impulsvortrag zum Thema Kindeswohl im Chor.

 

Impulsvortrag: Kindeswohl im Chor

Den Abschluss des Chorjugendverbandstags bildete ein Impulsvortrag von der Vorsitzenden Michaela Ruf zum Thema Kindeswohl im Chor. Vor allem die Pandemie und die damit einhergehenden Belastungen in den Familien hätten zu einem Höchststand an erfassten Fällen von Kindeswohlgefährdung geführt bedingt durch Schul- und Kitaschließungen. Aber auch grundsätzlich sei das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung für Kindeswohlgefährdungen gestiegen. „Dabei ist die Sorge um das Kindeswohl nicht nur Aufgabe der Eltern, sondern aller erwachsenen Bezugs- und Betreuungspersonen, auch im Vereinsumfeld“, erklärte Ruf. Entsprechend sei es Aufgabe der Vereine, strukturelle Schutzkonzepte zu entwickeln, um eine sichere und wertschätzende Umgebung für Kinder und Jugendliche im Chor und Verein zu schaffen. „Wir tragen als Vereine eine Verantwortung, der wir uns bewusst sein müssen“, appellierte Ruf. „Es geht nicht zuletzt auch darum, klare Haltung zu zeigen.“

Bei der Erarbeitung von Schutzkonzepten sei es besonders wichtig, ganzheitlich vorzugehen und möglichst alle Bezugsgruppen einzubeziehen: von Vereinsfunktionären über die Eltern, bis hin zu den Kindern und Jugendlichen selbst. Neben der Entwicklung eines Verhaltenskodex, müsse auch eine Analyse von Risikosituationen stattfinden, verschiedene Maßnahmen umgesetzt, Ansprechpartner definiert, Handlungsleitfäden entwickelt und Fortbildungsmöglichkeiten angeboten werden. „Auch hier ist der Chorjugendverband erster Ansprechpartner für die Vereine“, so Ruf. „Wir beraten und unterstützen gerne bei der Erarbeitung eines sinnvollen Schutzkonzeptes, um das Kindeswohl in unseren Vereinen sicherzustellen.“