In seinen einführenden Worten erläuterte Dekan Sven van Meegen in der gut besuchten St. Bonifatius-Kirche in Herbrechtingen den Prolog zum Johannes-Evangelium, der im Mittelpunkt des Oratoriums steht. Der Prolog schildert den Weg vom irdischen Suchen und Zweifeln hin zu gläubiger Erleuchtung und bringt die Botschaft des Lichts und der Zuversicht zu den Menschen.

 

So begann das Konzert ausdrucksstark mit dem einleitenden Chorstück „Im Anfang war das Wort“, unter dem präzisen Dirigat von Christian Vaida. In verschiedenen Szenen wurde im Folgenden der Prolog des Johannes-Evangeliums musikalisch aufgearbeitet. Sehr sanft und gefühlvoll gestaltete der Chor bei „Licht und Schatten“ das Suchen und Zweifeln, das sich beim zuversichtlichen „Machet die Tore weit“ bereits wieder in Hoffnung auflöste. Berührend und emotional auch „Du bist mein Gott, und ich danke dir“. Den Abschluss des nachhaltig beeindruckenden Oratoriums bildeten schließlich „Verleih uns Frieden“ sowie „Der Herr segne und behüte dich“. Beide Stücke geprägt von Freude und Zuversicht, wurden sehr ausdrucksstark und mit viel Dynamik dargeboten. Abwechslungsreich begleitet und klanglich gestützt wurde der Chor dabei vom Streichorchester der Musikschule Herbrechtingen unter der Leitung von Gottfried Götz. Die harmonisch farbenfrohe, melodiöse Musik des gesamten Werkes verlieh dem modernen Oratorium eine klassisch festliche Strahlkraft.

 

Zwischen den einzelnen Chorstücken ergänzten die Rezitative der jungen Solisten Teresa Tièschky (Sopran) und Daniel Holzhauser (Bariton) das Werk, begleitet von Maddalena Ernst an der Orgel. Der Bariton-Solist interpretierte mit seiner wundervoll weichen Stimme dabei Verse aus dem Johannes-Prolog, während die Sopran-Solistin assoziative Gedanken als Reflexion zum Prolog gesanglich ausführte und dabei mit ihrer glasklaren Stimme in allen Tonlagen überzeugte. Eingeleitet wurden die Rezitative vom meditativen Spiel der Solo-Violine, ausdrucksstark vorgetragen von Sebastian Fischer.

 

Dass das Oratorium neben dem Wort auch das Licht zum Thema hatte, zeigte sich auch durch die gekonnt eingesetzten farbigen Lichtspiele in der ansonsten gänzlich in weiß gehaltenen Kirche. Abgestimmt auf die jeweilige Grundstimmung der einzelnen Szenen, war der gesamte Innenraum, mal in düsteres, kaltes Blau, dann wieder in hoffnungsfrohes, leuchtendes Orange getaucht und vertiefte so auf wunderbare Weise das Gehörte.

 

Mit diesem modernen, weitgehend unbekannten Oratorium, ist dem Gesangverein Bolheim eine besondere Aufführung gelungen: ein kraftvoll, innig berührendes Konzert und ein großes musikalisches Gebet.

 

 

GV Bolheim Oratorium