Zeitreise mit Eugen Jaekle

Nun, freilich war der Namensgeber nicht selbst erschienen: In dessen Rolle war kein geringerer als Anton Grath geschlüpft, der als 11. Nachfolger beim Sängerclub Heidenheim 34 Vorstandsjahre vorzuweisen hat und damit geradezu prädestiniert war, den großen Förderer des Chorgesangs zu mimen. Grath war damit ein Highlight in der Zeitreise, dem heiter musikalischen Rückblick auf die Geschichte des Chorgesangs, an das Publikum im voll besetzten Festzelt großes Vergnügen hatte. Von den Anfängen mit den Männerchören bis hin zu den modernen Tönen der Jungen Chöre spannte Autorin und Moderatorin Marita Kasischke den Bogen über 125 Jahre Gaugeschichte. Viel Beifall erhielten dabei der Männergesangverein Frohsinn Demmingen, der die Original-Singstunde als reine Männerdomäne darstellte, wie auch der Wörter Frauenchor mit Andrea May als Ilse Kächele, die keck-wagemutig die Männerbastion stürmte, so dass über die Frauenchöre der Weg frei war für die Gemischten Chöre, von denen Concordia Westhausen ein Beispiel gab. Über die Kinderchöre aus dem Bezirk Heidenheim ging es bis zur jüngsten Chorgattung, den Jungen Chören, deren Geburtsstunde Steffi Seifert darstellte: „Voices and fun“ vom Gesangverein Hermaringen setzten der kleinen Zeitreise einen brillanten und viel beklatschten Schlussakkord.

Klingender, singender Sonntag

Dem vorausgegangen war ein Sonntagmorgen, wie er klingender und singender nicht sein könnte: In der Grundschule Niederstotzingen, in der Stadthalle und in beiden Kirchen gaben sich die unterschiedlichsten Chöre quasi die Klinke in die Hand. Die Qual der Wahl, die hatte das Publikum, denn das eine genießen, hieß, das andere zu verpassen. Im Festzelt angekommen jedoch, stand dem munteren Austausch über die genossenen Vorträge nichts mehr im Wege. Besonders hervorgehoben wurde hierbei sehr häufig die Dialog-Predigt von Dekan Prof. Dr. Sven van Meegen und Pfarrer Kurt Weinzierl, die sich äußerst unterhaltsam und dennoch informativ über den Gesang und seine Wirkung austauschten und dabei auch durchaus eigene Erfahrungen miteinbrachten. Dem nicht nachstanden Gerhard Kieninger, Niederstotzingens Bürgermeister, und MdL Bernd Hitzler, die ebenfalls launig aus dem Nähkästchen plauderten: Während bei Ersterem der Eignungstest mit den Worten „lieber Handball“ beschieden wurde, reichte es beim zweiten für den Chor – aufgrund akuten Männermangels. Und schließlich lag das ganze, bei strahlendem Sonnenschein doch recht heiße Festzelt in den bewährten Händen von Uli Führe: Der renommierte Stimmbildner hatte jede Menge bekannter Weisen im Gepäck und verstand es im wahrsten Sinne des Wortes spielend, aus dem Publikum den schönsten mehrstimmigen Gesang herauszulocken, ganz gleich, ob es sich nun bei den Besuchern um passionierte Sänger handelte oder Besucher, die sich einfach mal unter das lustige Sängervölkchen gemischt hatten. Freilich waren es vor allem die Chorsänger, die aus voller Kehle und frischer Brust freudig miteinstimmten.

„Wir sind ganz Chor“ und eine lange heiße Partynacht

Und das, obwohl für manchen von ihnen die Nacht recht kurz gewesen war. Dafür gesorgt hatte der Auftakt am Samstag mit Musik, bei der nicht nur der Hut hoch ging, sondern auch das Tanzbein mächtig in Schwung geriet. Bei der Festivalparty der Jungen Chöre machten die verschiedenen Formationen ihrem Namen alle Ehre und zeigten, wie jung und frisch Chormusik im 125. Jahr des Chorverbands daherkommen kann. Ganz gleich, ob nun die Beatles wie bei K2 vom Gesangverein Bolheim auf dem Programm standen, oder ein mitreißender Samba wie bei der Sängereintracht Sontheim vorgetragen wurde, das Publikum ließ sich von der Vielfalt begeistern. Und was da auch nicht alles geboten wurde: „Waka waka“ hieß es beim Sängerbund Oggenhausen ebenso wie Michael Jackson interpretiert wurde, und obendrein beeindruckte der Chor durch eine große Zahl an Sängerinnen und Sängern. Mit „We will rock you“ versprachen „Come and Sing“ der Liederlust Sachsenhausen und die „Happy Soul Singers“ vom Sängerbund Hürben nicht zu viel, und auf den Spuren der Beach Boys wandelte „total vokal“ vom Liederkranz Herbrechtingen. Mit Grönemeyer und Frank Sinatra bewies „Nota bene“ vom Gesangverein Gerstetten ihre Vielfalt. „Cantabile“ vom Liederkranz Giengen und „Voices and fun“ vom Gesangverein Hermaringen bewiesen nicht nur, auf welche unterschiedliche Literatur auch Junge Chöre zurückgreifen können, sondern darüber hinaus sehr eindrucksvoll, wie präziser, homogener und in jeder Hinsicht imposanter Chorgesang auch ein an sich immer unruhiges Festzelt mucksmäuschenstill machen kann. „Wir sind ganz Chor“ hieß es schließlich von allen Mitwirkenden unter der Leitung von Gauchormeister Ulrich Meier, der sein extra für das Jubiläum des Eugen-Jaekle-Gaus komponiertes Lied für die frisch gebildeten Meier-Chören, dem gesamten Festzelt-Publikum nämlich, dirigierte. Und dann gab die Moderatorin des Abends, Marita Kasischke, den Stab an das Duo Karacho weiter. Der Party mit Gesang folgte die heiße Party mit Gesang und Tanz: Nicht müde wurden die Partygäste, von den beiden wirklich umwerfenden Stimmungsmachern des Duo Karacho immer mehr zu fordern. Und das Duo spürte genau, was sein Publikum will: Schlager, alt und jung, Stimmungshits und Rocksongs – da blieben keine Wünsche offen und die Tanzfläche bis in die frühen Morgenstunden niemals leer.

Ein Jubiläum, das es in sich hatte

Das Fazit nach diesem Geburtstagswochenende? Es kann nicht anders als „gelungen“ lauten. Das gute alte Sprichwort „Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder“ hat sich an diesem Jubiläum wieder einmal auf das schönste bewahrheitet. Das darf sich auch der Liederkranz Niederstotzingen auf seine Fahnen schreiben, der mit sämtlichen Niederstotzinger Vereinen die Bewirtung des Festzeltes in einer beeindruckenden Organisation übernommen hatte. Und wie resümierte Jutta Mack, die Vorsitzende des Eugen-Jaekle-Chorverbands? „Wie vielgestaltig der Chorgesang sein kann, das hat dieses Jubiläum bestens gezeigt.“ Dem konnten sich alle Mitwirkenden nur anschließen – und die vielen Zuhörer ebenfalls.

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© Marita Kasischke  09.07.2012